Travelblog: 2 Wochen Ayurvedakur in Nikki’s Nest, Kerala, Indien

Der erste Blick von meinem Chalet zur Yogashala und hinab zum Meer :)

Es ist Anfang April, der Schweiß fließt. 35 Grad sind ja am Meer schon machbar, dachte ich noch vor einem halben Jahr. Doch die 77 % Luftfeuchtigkeit, die in Südindien herrschen und sich wie Blei über einen legen, hatte ich nicht auf dem Schirm, als ich mich für eine zwei-wöchige Panchakarma-Kur zum Ausreinigen, Entschlacken und Energetisieren entschied.

Das Ayurveda Resort Nikki‘s Nest südlich von Trivandrum in Kerala hatte ich hingegen schon lange im Auge gehabt.

Nachhaltig, tierschutzfördernd und weiblich geführt: Nikki‘s Nest

Mutter Maria und Tochter Nikki leiten das Resort seit vielen Jahren und setzen als einziges Resort mit weiblichem Management ein Zeichen für Gleichberechtigung in Indien.

Maria, die zusammen mit ihrer Tochter Nikki‘s Nest führt

Außerdem wird im Resort bewusst mit ökologischen Ressourcen umgegangen. So werden zum Beispiel die verwendeten Öle an Maschinenfabriken weitergegeben. Die Gäste erhalten u.a. Wasserflaschen, die man an Wasserspendern wieder auffüllen kann. Und das Buffet ist vegetarisch/ vegan - für Mutter Maria eine logische Konsequenz, denn als Vorstand eines Tierschutzvereins setzt sie sich seit vielen Jahren für den Schutz der Tiere ein wie z. B. für die Straßen-/Strandhunde, misshandelte Elefanten und mehr. Ich hatte das große Glück, die beiden persönlich vor Ort zu treffen und war von dem Charisma der zwei Frauen sehr beeindruckt.

Gewöhnungsbedürftig: In Indien und doch in Europa

Nachdem ich bereits in Delhi und Rishikesh ein wilde, spirituelle Woche mit vielen Eindrücken erleben durfte, freute ich mich auf eine erholsame Auszeit. Als Ayurveda Mental Health Coach hatte ich bereits Grundkenntnisse, vor allem im Bereich Ernährung, Yoga und Meditation. Die Behandlungen allerdings hatte ich noch nicht erfahren dürfen und so war ich gespannt, was auf mich zukommen sollte.

Im Resort angekommen, habe ich mich sehr über die Freundlichkeit des Services gefreut. Die Anlage wirkte paradiesisch. Am Hang zum Meer gelegen hatte ich von meinem Chalet aus Meerblick. Überall tropisches Vogelgezwitscher, Palmen, Glöckentöne von naheliegender Hindu-Tempel. Herrlich.

Der Garten, in dem nach Behandlung scharfer Ingwertee gereicht wurde

Zur riesigen Shiva-Statue und dem Tempel pilgern jeden Tag zahlreiche Hindis.

Doch als ich zum offen gestalteten Restaurant mit dem wunderbar leckeren Frühstücksbuffet ging, wurde mir etwas anders. „Mahlzeit“ und „Grüß Gott“ hörte ich… überall Deutsche, ein paar Schweizer und Österreicher. Manche in einem orangenen Kittel, den man wohl nach der Behandlung erhält. Ich musste schlucken. Wo war das wilde Indien geblieben?

Nun gut, das Essen war herrlich, ich freute mich über Idlis und Dosas. Und dank der langen Tische, an denen man frei Platz nehmen konnte, kam ich schnell in Kontakt.

Am Nachmittag erhielt ich meine Erst-Konsultation sowie die erste Behandlung, die Abhyanga-Massage (Ganzkörpermassage-Ölmassage), die ich von nun an jeden Tag erfahren durfte.

Nach jeder Behandlung habe ich einen frisch gewaschenen orangefarbenen Kittel bekommen, der die Ölflecken verzeiht ;)

Ich erhielt einen Behandlungsplan mit ca 4 Behandlungen pro Tag, die kompakt in ca. 2 Stunden durchgeführt wurden. Mein Problem allerdings: ich kam nach meiner Rishikesh-Reise mit Darmverstimmung in Kerala an. Und diese Geschichte zog sich leider auch mit Ups and Downs durch die Wochen hindurch, so dass bei mir auf den Ausleitungstag, der für die Panchakarmakur elementar ist, verzichtet wurde. War mir, wenn ich ehrlich bin, auch ganz recht.

Ein Ausschnitt meines Behandlungsplans

Was ich hier lernen musste: annehmen, akzeptieren und darauf vertrauen, dass der Körper in der Lage ist, sich zu akklimatisieren. Die folgenden Tage gestalteten sich rund um die zweistündigen Behandlungen, die neben der generellen Ölmassage auch Reis-Massage, Ölbad, Stirnguss, peelende Powder-Massage, Gesichtspackung, Fußmassage und vieles mehr umfassten. Hygiene, Sorgsamkeit und Professionalität waren top. Am Morgen wurden drei und am Nachmittag ein Yogakurs angeboten. Dreimal essen, ein Spaziergang am Strand… die Zeit verging schnell. Allerdings brauchte ich ein paar Tage, um mich auf das ganze Prozedere einzulassen. Ich hatte nicht gedacht, dass ich mich mit ein paar Dingen schwer tat. Und dabei wird in Nikki’s Nest auf intensive Behandlungen wie Einlauf oder Übergeben verzichtet. Ayurveda light könnte man sagen - für mich gerade richtig. Ich suchte nach einem Rhythmus, der zu mir passte, und das gelang mir dann auch ab Tag 3.

Absolute Empfehlung für Alleinreisende

Allein in einem Resort, allein in Indien und das auch noch als Frau - Nikki‘s Nest beweist, dass es sich lohnt, alleine als Frau solch eine Kur anzutreten. Das Personal nimmt sich aller Fragen an, organisiert ausgewählte Fahrer und sichere Ausflüge, bei denen man sich als Frau ganz sicher fühlt.

Dadurch, dass man immer wieder mit anderen Personen auf Konsultationen oder Behandlungen wartet, kommt man schnell ins Gespräch und findet man beim Essen leicht Tischnachbarn, mit denen man eventuell auch mal gemeinsam einen Ausflug machen möchte.

Magisch - Backwatertour zum Sonnenaufgang

Krishna, der Bootsführer

Ich habe es vorgezogen, bestimmte Touren alleine zu erleben. So habe ich zum Beispiel die Backwaters morgens zum Sonnenaufgang in Stille auf dem Wasser erleben dürfen, zusammen mit dem Kanfahrer Krishna. Auch lernte ich den Tour Guide Vishnu kennen, mit dem ich nächstes Jahr meine nächste Destination Tamil Nadu anpeilen möchte. Auch shoppen gehen kann alleine ganz ereignisreich sein. Der Besuch eines Schneiders zum Beispiel, bei dem

Ich nur eine Hose nachschneidern wollte und dann mit 10 neuen Teilen rauskam :) In Begleitung hätte ich mir die Zeit nicht erlaubt.

Inhaaaale, Exhaaale, Relax - Sivananda Yoga

In Berlin hatte ich bereits das Vergnügen, einmal Sivananda Yoga zu praktizieren. Damals bin ich beim dritten Mal Shavasana eingeschlafen. Hier, bei den Temperaturen, war ich ganz dankbar für diesen sehr ruhigen Yogastil. Die Unterrichtsweise und der Ablauf ist immer der selbe mit ganz kleinen Veränderungen. Gut für Einsteiger. Allerdings gibt es keine Erklärungen. Auch die Ansagen sind teilweise schwer zu verstehen dank des wunderbaren Indi-Englisch. Aber letztlich hat jeder irgendwie dem Kurs folgen können und ich habe neben meiner eigenen Yoga-Praxis am Morgen noch eine lustige Stunde am Nachmittag.

Fazit: Ayurveda-light, aber immer wieder gerne

Auch wenn der Fokus bei der Kur nicht so sehr auf der Ernährung lag, sondern mehr auf den Behandlungen, kann ich Nikki‘s Nest besonders für alleinreisende Frauen empfehlen, die Sonne, Strand, Palmen, super frisches indisches Essen und top Ayurveda-Treatments erhalten möchten. Ich habe tolle Frauen kennengelernt und freue mich auf den weiteren Kontakt.

Gewünscht hätte ich mir allerdings klare Empfehlungen direkt bei der ersten Konsultation hinsichtlich dessen, was ich was wann vom Buffet essen sollte. Hier kann also etwas Vorwissen und Selbstdisziplin nicht schaden, denn das Essensangebot ist verführerisch.

Ich als hitziger und luftiger Vata-Pitta-Typ würde auf jeden Fall zu einer milderen Jahreszeit kommen. Während August und September sollen wohl deutlich angenehmere Temperaturen herrschen. Und als kleiner Tipp: wenn möglich vorab oder danach ein paar Tage für Fort Kochi einplanen. Die Stadt ist leider 6 Stunden entfernt, soll aber ganz besonders sehenswert sein. Das werde ich beim nächsten Besuch einplanen. Und ganz wichtig: nur das Nötigste einpacken und einen größeren Koffer für Gewürze und neu geschneiderte Kleider mitnehmen ;)

Das Abschiedsdinner :) Mein Wunschgericht: Masala Vegetable Dosa

Hari Om 🙏🏻

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Travelblog: Eine Woche im Ashram in Rishikesh, Indien