Travelblog: Eine Woche im Ashram in Rishikesh, Indien

Von Yoga, heiligen Kühen, Masala Chai, Vocal Mantra Workshop und vielem mehr…

Mein Herz geht auf, wenn ich diese wunderbaren Kühe sehe

An meine zweite Indienreise hatte ich keine Erwartungen gestellt. Und das ist auch besser so, denn dieses Land ist so vielfältig, dass es dich immer wieder auf’s Neue überrascht, dich vor neue Herauforderungen stellt. Wie du am besten mit allem klarkommst?

Mein wichtigster Tipp: Just go with the flow.

Sei es mit dem Verkehr (nicht stehenbleiben oder plötzlich losrennen, sondern entspannt gehen, damit sich alle auf dich einstellen können), mit dem Essen (ja, zum Frühstück wird deftig scharf gegessen, aber es gibt auch immer Alternativen), mit der Zeit (schnell mal einen Kaffee trinken ist nicht), mit dem Müll, mit dem Lärm, mit den Menschenmassen…. Einfach mitgehen, einfach aufnehmen und offen sein.

Einen Wunsch für meine Reise nach Rishikesh hatte ich allerdings. Ich freute mich ganz besonders auf die Kühe in den Straßen. Bei meinem ersten Indienaufenthalt vor ein paar Jahren war ich zutiefst davon beeindruckt, wie Kühe und Hunde entspannt mitten im Verkehr herumlagen und niemand sie wegscheuchte. Ihre stoische Ruhe hatte mich damals so sehr fasziniert. Umso größer war meine Freude, als ich bereits in Delhi die ersten Kühe sah. ❤️

Was ich bis dahin nicht wusste: Rishikesh ist eine vegetarische Stadt. Und das spürt man überall. Die Straßenhunde werden gekrault und gepflegt, Kühe berührt und gehuldigt. Am Fluss stand sogar eine Kuh mit Gips und wurde von einem älteren Mann aufgepäppelt. Einzig die Packesel müssen morgens und abends Ladungen für Baustellen transportieren. Doch leider haben sich wohl schon zwei drei Restaurants angesiedelt, die für Touristen Fleisch anbieten. Ich hoffe sehr, dass es bei diesen Ausnahmen bleibt und die Stadtpolitik auf solch gegensätzliche Entwicklungen ein Auge hat.

Das Anand Prakash Yoga Ashram - eine Ruheoase mitten in Tapovan

Nach einer ca. 6 stündigen Autofahrt von Delhi erreichte ich endlich Rishikesh - und war sehr über den wilden Verkehr erstaunt. Ruhige Pilgerstadt? Pustekuchen. Hier tobt das Leben. Tuk Tuks, Taxis, Jeeps, Kühe, Hunde, Menschen… wow. Und dann nach ein paar Abbiegungen eine kleine ruhige Sackgasse und am Ende das schöne sonnengelbe Anand Prakash Ashram. Herzlich wurde ich in Empfang genommen. Ich hatte ein Einzelzimmer gebucht und das war auch eine sehr gute Entscheidung, denn es gibt immer mal Momente, wo das Zimmer der einzige Rückzugsort ist. Und dann kann es einem ja auch mal nicht so gut gehen, Stichwort Delhi Belly. Allerdings: Oropax und Augenbinde zum Schlafen waren für mich ein Muss. Denn auch wenn der Ashram ein ruhiger Ort ist, so ist die Stadt drumrum weiterhin zugange… und das auch die Nacht hindurch.

Ablauf:

5:00 Uhr läutet die Glocke zum Aufstehen

5:20 Uhr Meditation

6:00 Uhr Yoga Praxis ( ruhige Hatha Yoga Praxis, wunderbar erläutert, vom Level her gut für Anfänger geeignet)

7:45 Uhr Feuer Puja (ein morgendliches Feuer-Ritual)

8:45 Uhr Frühstück

Bis 9:00 Uhr gilt Schweigepflicht, was ich besonders angenehm empfand.

12:30 Uhr Mittagessen

16:00 Uhr Yoga

18:00 Uhr Abendessen

21:00 Uhr Stille

21:30 Uhr Doors closed/ Nachtruhe


Egal ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen, Pünktlichkeit ist das oberste Gebot im Ashram. Jeder nimmt sich einen Thali, einen Metallteller mit den verschiedenen Mulden, einen Becher und einen Löffel, sucht sich einen Platz im Speiseraum am Boden aus, dazu ein kleines Tischchen. Und dann heißt es warten. Denn das Küchenpersonal kommt dann mit den einzelnen Speisen in Eimern und gibt dir etwas auf den Teller - nachbestellen darfst du, so oft du möchtest. Du darfst aber natürlich auch freundlich ablehnen, wenn du etwas nicht essen möchtest. Auf Allergien und Unverträglichkeiten wird wunderbar eingegangen. Und Veganer kommen ganz auf ihre Kosten.

Nachdem alle etwas auf ihren Tellern haben, wird gemeinsam ein Mantra gesungen und gebetet. Und dann darf gegessen werden. Nach dem Essen spült jeder seinen Teller und sein Besteck ab und stellt es zurück zum Trocknen.

Zu Anfang hatte ich von Frühstück bis Abendessen alle Speisen ausprobiert, merkte dann aber schnell, dass ich mich etwas zurückhalten sollte, da das Essen sehr reichhaltig ist. Das Mittagessen habe ich danach oft ausgelassen, gerade im Hinblick auf die nachmittägliche Yoga-Praxis.

Probieren geht über studieren - Yoga soweit das Auge reicht

Dank der wunderbaren Doku Serie „Yoga in Indien“ mit Esther Schweins wusste ich bereits, dass es in Rishikesh ein großes Angebot an Yoga-Kursen und Teacher Trainings gibt. Aber die Vielfalt hatte mich dann doch überrascht. Der Stadtteil Tapovan ist dabei das Epizentrum, wobei es auch tolle Studios weiter südlich Nähe der Brücke Ram Jhula gibt. Dazu gibt es chillige Cafés, die sich unter anderem auf Menschen aus dem Westen eingestellt haben. Wenn du also mal keine Lust auf Curry zum Frühstück hast, findest du hier z. B. auch leckere Porridges, Sandwiches, Salate, Gebäck und vieles mehr. Und leckeren Masala Chai oder Cappuccino, den ich mir dann doch mal gegönnt habe.

Der Ashram - meine Base

Ich bin sehr froh, dass der Ashram ein offener Ort ist, ganz nach der Devise „Alles kann, nichts muss“. Du kannst also an allem teilnehmen, musst aber nicht. So konnte ich andere Yoga-Klassen besuchen wie zum Beispiel im Studio Japam oder auch einen Mantra Vocal Workshop mitmachen.

Am Abend freute ich mich dann auf die Kirtan Stunden im Ashram, vor allem wenn Pradeev die Stimmung anheizte.

Neerajs Body Opening Klassen haben mich völlig an meine Grenzen geführt. Danke dafür :) Auf seinem YouTube Kanal gibt’s einen kleinen Vorgeschmack

Von Beatles Ashram bis Café-Zeit

In der freien Zeit bietet die Stadt so vieles zu entdecken. Neben Tempelbesuchen und einem erfrischenden Fußbad im Ganges empfiehlt sich unter anderem ein Besuch des berühmten Beatles Ashrams, in dem die Band sich Mitte der 1960er in der transzendentalen Meditation übten. Ein spannender Ort, den ich nur jedem ans Herz legen kann. Neben Trekkingtouren oder einer Besichtigung der nahegelegenen Stadt Haridwar kannst du natürlich auch einfach in eines der vielen Cafés mit Blick zum Ganges einkehren und das Nichtstun genießen.

Das Shanti Shanti oder the Little Buddha fand ich ganz angenehm. Mein Lieblingscafé ist allerdings Secret Garden weiter oben in Upper Tapovan mit einem schönen entspannten Gartenbereich - ein bisschen designy, ein bisschen hip und international, aber vor allem geruhsam mit sehr leckerem Frühstück und tollem Kaffee. Hier im Schatten der Bäume lässt es sich nach der Yoga-Stunde herrlich ausruhen.

Das Quinoa Porridge im Secret Garden ist einfach köstlich 😋

Der krönende Abschluss: Aarti im Parmarth Niketan Ashram

Jeden Abend zum Sonnenuntergang wird Aarti, die Licht-Zeremonie, zelebriert. Ganz besonders spektakulär zelebriert es der größte Ashram in Rishikesh, der Parmarth Niketan Ashram. Einheimische meinten, es würde mittlerweileeiner Las Vegas Show ähneln. Und natürlich wird das Spektakel indianlike über YouTube ausgestrahlt. Den kritischen Stimmen zum Trotz bin ich am letzten Abend zum Ashram gepilgert, direkt am Ufer des Ganges. Die rhythmischen Drums und Mantren Gesänge der noch sehr jungen Ashram Jünger haben mich komplett eingenommen, auch dank der krassen Boxenlautstärke, die durch Mark und Bein ging. Es war so überwältigend, dass mir die Tränen kamen. Nach der offiziellen Zeremonie startete dann auch noch eine Bollywoodparty - besser hätte der Abschluss nicht sein können.

Mein Fazit:

Rishikesh ist tief in meinem Herzen verankert. Ich bin froh, zumindest eine Woche hier verbracht zu haben, denn um diesen besonderen Vibe der Stadt zu erfahren, brauchte ich ein paar Tage. Ich werde auf jeden Fall nächstes Jahr wiederkommen.

Mein großer Dank gilt Sarah von Chalo-Reisen, die mir organisatorisch toll zur Seite stand und Noor, dem Yogalehrer und Reiseführer, der mir zunächst Delhi zeigte und in Rishikesh mit seinem Insider Wissen die Stadt auf spezielle Art näher brachte.

Falls auch du dich für eine Reise nach Indien interessierst und Fragen hast, melde dich gerne.

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Travelblog: 2 Wochen Ayurvedakur in Nikki’s Nest, Kerala, Indien

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