Veganismus ist wie Tesla-Fahren: Planung ist alles.

Er ist in aller Munde: der „Veganuary“ – der erste Monat im Jahr, in dem unsere Vorsätze fürs neue Jahr noch präsent sind und wir noch den Mut haben, den ersten Schritt hin zu einem gesunden, achtsamen und ethischen Lebensstil zu machen.

Ich finde es gut, dass es den Veganuary gibt und der Markt sich auf den sich verändernden Lebensstil vieler einstellt. Aber wie schaffe ich es, durchzuhalten? Ist Veganismus nicht purer Verzicht? Und kann Veganismus überhaupt Spaß machen?

Die letzte Frage beantworte ich gleich zu allererst: nein, es macht nicht immer Spaß. Und das sollte es aber, wenn man diesen Lebenswandel nachhaltig aufrecht erhalten möchte. Dafür braucht es noch einiges an Veränderung in unserer Gesellschaft. Aber dranbleiben lohnt sich.

In Metropolen wie Berlin schon völlig normal: Vegane Cafés und Restaurants. ©Unsplash

Gerade erst war ich mit meinem Hund on the road durch Deutschland und die Schweiz. Auf der Hinfahrt hatte ich mich ordentlich vorbereitet: ein warmes Frühstück noch zuhause, für den Weg ein schönes Mittagessen vorgekocht (Reis mit gedünstetem Gemüse und Cashewsauce, sehr lecker) und für den Abend hatte ich bereits Lebensmittel dabei, um mir auf die Schnelle etwas zu kochen. Dazu noch ein paar vegane Cookies. Ich war rundum glücklich und zufrieden.

Angekommen in der Schweiz war ich meist Selbstversorger und hatte somit keine Probleme. Frisches Gemüse, Obst, Reis, Pasta, Linsen - das gibt es überall in guter Qualität zu kaufen. Auch vegane Fertigprodukte gab es überall zu entdecken, die ich immer mit kindlicher Freude entdeckte und dann nach Sichtung der Zutatenliste wieder entschieden zurück ins Regal legte.

Doch beim Essen gehen wurde es dann schon schwieriger. Im Land des Käses wirst du schon schräg angeschaut, wenn du in einem Raclette- und Fondue-Restaurant nach etwas Veganem fragst. „Salat“ war die Antwort. Kalter Salat. Nunja, das ist nun nicht gerade die Speise, nach der ich mich im Winter sehne. Vom horrenden Preis ganz abgesehen.

Für meine Rückfahrt nach Berlin war ich leider weniger gut vorbereitet. Ein Keks, eine Banane – damit kam ich nicht weit. Ich hoffte auf einen Lichtblick an den Tank- und Raststätten. Und da breitete sich das Trauertal der Carnivoren vor mir aus. Wohin ich auch sah: Würste, Schinken-Käse-Brötchen, Buletten, Hack und Schnitzel. Daneben buttrige Backwaren. Produkte für Veganer:innen? Pustekuchen. Aber auffällig: glutenfreie Backwaren gab es immer. Lustig. Den Hype habe ich mehrere Jahre mitgemacht und bin froh, heute hin und wieder Weizen essen zu können. Deshalb kaufte ich mir am Ende eine Brezel, von der ich nicht genau wusste, ob sie vegan war. Aber in dem Moment ging ich einfach davon aus – der Hunger war zu groß.

Auf dieser Rückfahrt erinnerte ich mich dabei an ein Gespräch mit meiner Freundin Denise, die mal stolze Besitzerin eines Teslas war. Auf meine Frage hin, wie sie denn in den Urlaub fahre mit einem E-Auto, sagte sie zu mir: „Na, du musst gut planen und vorausschauend mit deiner vorhandenen Energie umgehen.“ So ähnlich ist das auch mit dem Veganismus: Willst du, dass du dran bleibst und nicht frustrierst aufgibst, musst du gut planen.

Hier meine fünf Tipps, damit der Veganuary zu deinem veganen Erfolgsmonat wird:

1.     Kauf’ frühzeitig ein und das in ordentlichen Mengen:

Wenn du jetzt entscheidest, vegan zu leben, schau deine Vorräte durch und fahre dann direkt in einen Supermarkt oder am besten in einen Bio-Laden. Kauf eine große Menge Gemüse ein, denn du wirst deutlich mehr davon essen, als vorher. Reis, Pasta (ohne Ei) und Linsen solltest du immer als Vorrat zuhause haben. A propos Linsen: Ich empfehle Mung-Dhal-Linsen, sie sind am bekömmlichsten, gerade, wenn man Linsen nicht so gewohnt ist. Um genügend Proteine zu erhalten, teste verschiedene Sorten von Bio-Tofu aus heimischem Anbau aus. Auch Seitan (Achtung, enthält Gluten) und Tempeh sind gute Protein-Lieferanten. Nüsse sind ebenso wichtig. Wenn du sie nicht gut verdauen kannst, dann weich sie entweder über Nacht ein oder koch sie am besten im Essen mit. Ich gönne mir morgens immer ein warmes Porridge, für das ich Nüsse, Datteln und Haferflocken in etwas Kokosöl und Gewürzen wie Zimt, Kurkuma und Kardamom im Topf anschwitze und dann mit Wasser kurz aufkoche. Damit habe ich meine Nussration bereits intus. Nussmus ist übriges eine wunderbare Möglichkeit, leckere Saucen oder Dips zu kreieren. Ich nehme meist ein bis zwei Teelöffel, verrühre das Mus mit etwas Wasser und Salz. Wenn du Limette verträgst, dann gerne noch ein paar Tropfen dazu.

2.     Entdecke vegane Rezepte und experimentiere:

Die Vorfreude auf neue Gerichte, die du sogar selbst zubereitest, kann so beglückend und heilsam sein. Es gibt mittlerweile so viele Plattformen mit wunderbaren Rezeptideen. Ich bin ein großer Fan von Pinterest und entdecke hier immer wieder Rezepte, die mich zu eigenen Kreationen inspirieren. Und falls dir manche Zutaten noch fremd erscheinen, mein Tipp: fang doch erst mal mit Gerichten an, die ohnehin vegan sind: leichte Pastagerichte mit Gemüse-Sugo, Reis-Curry-Pfanne mit Gemüse, Nüssen und Tofu (nutze dafür statt Sahne einfach Soya-, Hafer-oder Reissahne), Pizza mit Gemüse und einem Klecks Mandel- oder Cashewmus darüber (ersetzt den Käse). Rezeptideen folgen in den nächsten Posts.

3.     Pack' dir immer etwas ein:

Falls du unterwegs bist, und wenn es nur die Fahrt in die Stadt bist, pack dir immer einen Snack mit ein. So schnell kann es passieren, dass der Hunger kommt und du dann beim nächsten Bäcker für etwas Süßes anstehst. Ein Apfel, eine Banane, ein Riegel oder auch ein paar Nüsse sind immer hilfreich.

4.     Substituiere, was du über die Nahrung nicht zu dir nehmen kannst:

Wenn du erst mal einsteigen willst, brauchst du dir noch keine Gedanken machen, ob du genügend Nährstoffe erhältst. Langfristig aber solltest du dich gut zur Nährstoffversorgung informieren und ggfs. mit B12 und D3 substituieren. Nutze den Kickoff zu einem gesunden, veganen Lebensstil doch damit, deine Blutwerte checken zu lassen und diese dann regelmäßig zu überprüfen. Sicher ist sicher.

5.     Denke positiv und sei lieb zu dir:

Erlaube dir, dir, der Tierwelt und Umwelt Gutes zu tun. Weg vom Gedanken, etwas nicht essen zu können hin zu der Überzeugung, dass du frisches, gesundes Essen genießen darfst. Und wenn du mal merkst, dass es gerade einfach nicht klappt und du vielleicht doch bei einer Wurst schwach wirst, dann esse sie mit Genuss und Achtung vor dem Tier. Akzeptiere es dann und setze dann mit deinem Weg fort.

In meinem Leben habe ich schon verschiedene Ernährungsumstellungen gemacht. Mit 16 war ich bereits Vegetarierin, mehrere Jahre sogar. Irgendwann schwang es um wieder hin zu einem verstärkten Konsum von Fleisch. Ich muss dazu sagen, dass ich damals weder auf Protein- noch auf B12- oder D3-Zufuhr geachtet habe. Wenn der Körper irgendwann keine Energie mehr hat, dann holt er sich diese und du selbst gibst dann klein bei.

Von Anna-Maria Gerhart


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